Ich nahm den Bus von Cusco am Morgen und nach 9 Stunden Fahrt über die
Puna/Altiplano - so nennt sich das Hochland, mit 6000ern im Hintergrund
- erreichte ich Puno am Titicacasee.
Der Titicacasee liegt auf einer Höhe von 3814 Metern, und ist 15 mal
so groß wie der Bodensee. Genauer, er ist bis zu 194 Metern lang, und
die breiteste Stelle ist 65 km. 60 % des Sees gehören zu Peru, 40 % zu
Bolivien, oder umgekehrt. Es hängt immer davon ab, in welchem Land man
nachfragt. Und niemand weis, wem jetzt "Titi" gehört, und wem "Caca".
"Titi" bedeutet Puma, und "kak" Fels. Als der Sonnengott die Erde verlassen
hat und in den Himmel ging, soll er auf der Sonneninsel einen Fussabdruck
hinterlassen haben. So hieß zuerst die "isla del sol" Titicaca, später
der ganze See. Aber was den Titicacasee so einzigartig macht ist nicht
die Größe des Sees, vielmehr seine Menschen und ihre Kultur.
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Die schwimmenden Inseln der Uros
Die Uros (ein Indianerstamm) leben auf den schwimmenden Inseln seit langer,
langer Zeit. Aber die letzten, reinen "Seemenschen" starben in den 50er
Jahren. Mittlerweile haben sich die Uros mit den Aymara-Indianern vermischt,
und haben deren Sprache übernommen. Die schwimmenden Inseln bestehen aus
Schilf und Erde. Die Schichten sind meterdick, und müssen immer wieder
erneuert werden, da die unteren Schichten wegfaulen. Aus diesem Grund
muss man auf den Inseln vorsichtig sein und dünne bzw. dunkle Stellen
vermeiden, sonst kann es einem passieren, dass man das Fotomotiv der anderen
Touristen wird. Ihre Boote sind aus dem gleichen Material, und halten
ca. 6 -12 Monate. Die Leute auf den Inseln lebten früher von der Vogeljagd
und vom Fischen, heute verdienen Sie aber immer mehr am Verkauf von Textilien
und Souvenirs an die Touristen.
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Isla Taquile
Weitere 2 ½ Stunden mit dem Boot, und man kommt auf die Insel "Taquile".
Isla Taquile ist 6 km lang und 1 ½ km breit. Auf der Insel herrscht eine
Art kommunistisches System. "Einer für alle, alle für Einen". Wenn also
jemand ein Haus bauen möchte, dann hilft ihm jeder. Aber es ist genauso
selbstverständlich, dass der neue Hauseigentümer allen anderen hilft.
Sie leben ebenfalls hauptsächlich von dem Verkauf von Textilien, insbesondere
Zipfelmützen. Ihre eigene Kleidung spiegelt ihren den sozialen Status
wieder. Sie zeigt z.B., ob die Person verheiratet ist oder nicht. So kann
man bei den Männern an der Art und Weise wie sie ihre Zipfelmütze tragen
erkennen, ob sie auf Frauensuche sind oder nicht. Bei den Frauen kann
man es am hochgesteckten 1. Rock erkennen.
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Es gibt ein altes Ritual, das eigentlich im Rest der Welt erst in den
letzten 20 Jahren zur Gewohnheit wurde. Auf der Insel Taquile muss ein
Pärchen erst ein Paar Jahre zusammenleben, bevor es heiraten kann. Wenn
es nicht so klappt, trennt man sich einfach wieder. Sofort heiraten is
nich.
Ich kann jedem nur empfehlen, beim Besuch des Titicacasees ein Paar Tage
auf einer der Inseln zu verbringen. Die Atmosphäre dort ist ausgesprochen
"relaxed".
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